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Preis hierzulande tief gefallen

Die Schlachtschweinepreise sind in Deutschland und Österreich zuletzt um jeweils 10 Cent gefallen. EU-weit überfordert ein steigendes Lebendangebot einen impulslosen Fleischmarkt. Die erhoffte Belebung durch das Weihnachtsgeschäft lässt weiter auf sich warten. Die Gemengelage aus zunehmenden Schlachtzahlen mit höheren Schlachtgewichten und Staubildung auf den Absatzschienen innerhalb der EU und auf Drittmärkten verursacht anhaltenden Preisdruck.

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) nahm ihren Leitpreis am Mittwoch (19.11.) um 10 Cent auf 1,60 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht (SG) zurück; das war der tiefste Wert seit mehr als drei Jahren. Große Stückzahlen und hohe Schlachtgewichte führten zu einem insgesamt reichlichen Schweinefleischangebot, erläuterte die VEZG. Dem Druck der Schlachtunternehmen habe man nicht ausweichen können.

Auch die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) berichtete, dass das Schlachtschweineangebot derzeit in vielen Regionen die Nachfrage übersteige. Durch die Preisrücknahme werde nun auf eine Belebung gehofft, damit vor den Feiertagen zum Jahresende der Angebotsdruck entfalle. Wie die AMI weiter erläuterte, bleibt auch die Nachfrage der Verbraucher nach Schweinefleisch hinter den Erwartungen zurück. Verkaufsaktionen würden nicht so gut angenommen wie üblich. Außerdem bremsten Kapazitätsgrenzen in der Produktion und bei der Verarbeitung den Handel aus.

Wieder gewachsen

Laut einer aktuell veröffentlichten Analyse der AMI zur langfristigen Entwicklung der deutschen Schweinefleischproduktion geht der Preisdruck in diesem Jahr auch darauf zurück, dass die Erzeugung 2024 und 2025 nach einem zuvor langjährigen Rückgang wieder gewachsen ist. Außerdem habe sich das durchschnittliche Schlachtgewicht 2025 erhöht, und zwar um 800 Gramm auf 98,8 Kilogramm. Die unmittelbare Folge sei eine zunehmende Mengen an Schweinefleisch gewesen, bei einer zugleich stagnierenden Nachfrage. In der Folge hätten die Preise nachgegeben.

Die AMI sieht aktuell auch wenig Signale, die in den kommenden Monaten steigende Preise erwarten lassen. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft komme es zwar üblicherweise zu Impulsen im Fleischhandel. Spätestens ab der zweiten Dezemberhälfte stocke der Handel mit Schlachttieren dann aber wohl wieder. Ähnlich wie in den Vorjahren seien dementsprechend auch Anfang 2026 größere Überhänge zu erwarten.

Hoffen auf Weihnachten

Auch die Notierung des österreichischen Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) gab zuletzt nach, und zwar ebenfalls um 10 Cent auf nun 1,54 Euro/kg SG. Zäh abfließende Schlachtpartien und höhere Gefrierlagerbestände als üblich seien Zeichen für eine aktuell angespannte Lage. Der Handel mit Schlachtschweinen und das Fleischgeschäft seien gesättigt. Die Fleischwirtschaft warte mit zunehmender Ungeduld auf das Anspringen des Weihnachtsgeschäftes.

In Belgien gewann die in der Vorwoche gestartete Talfahrt des Schlachtschweinepreises an Fahrt. Die belgische Danis-Gruppe zahlt derzeit 1,050 Euro/kg Lebendgewicht (LG) und damit 6 Cent weniger als eine Woche davor. Das dänische Schlachtunternehmen Danish Crown (DC), das seinen Auszahlungspreis bereits in der Vorwoche um 10 Cent gesenkt hatte, beließ jetzt alles beim Alten. Der Preis für die 48. Kalenderwoche wurde abermals bei umgerechnet 1,43 Euro/kg SG festgelegt. DC berichtete von teils harten Preisverhandlungen im angelaufenen Weihnachtsgeschäft. Das Auftragsbuch sei aber gut gefüllt. Der Absatz von Nacken, Keulen und Kleinfleisch für die Verarbeitungsindustrie sei gut. Kämme, Brustspeck und Bacon für den britischen Markt würden stabil abgesetzt. Die Märkte für Teilstücke mit Knochen seien derzeit indes ein Schlachtfeld, auf dem die Kunden versuchten, die Preise zu drücken.

Aufruf der Branche

Am Marché du Porc Français fiel der Schlachtschweinepreis am Donnerstag mit 1,495 Euro/kg SG 1 Cent niedriger aus als eine Woche zuvor. Bauernverbände in Frankreich warnten im Vorfeld der Bekanntgabe der aktuellen Notierung vor einem Schlachtschweinepreis unterhalb der Marke von 1,500 Euro/kg SG. Diese wäre "ein katastrophales Signal für die Züchter und die gesamte Branche". Die Produktionskosten würden nicht mehr gedeckt. Die gesamte Branche, einschließlich der Schlachthöfe, Einkaufszentralen, Vertriebsunternehmen, müssten ihre Verantwortung wahrnehmen und die Zukunft der Schweinehalter sichern.

Auch in Spanien entwickelte sich der Schlachtschweinepreis weiter abwärts, allerdings weniger stark als zuvor. An der Agrarbörse von Bellpuig im Nordosten von Spanien kosten Schlachtschweine derzeit 1,354 Euro/kg LG und damit 0,5 Cent weniger als in der Vorwoche. In Italien, wo man sich in der Woche zuvor auf keine Notierung hatte einigen können, schwächelten die Preise erneut. Die Notierung für frei vermarktete Schlachtschweine mit einem Gewicht von 144 bis 152 Kilogramm wurde am Donnerstag bei 1,676 Euro/kg LG fixiert. Zwei Wochen zuvor hatte sie noch bei 1,762 Euro/kg LG gelegen. Vertragsschweine derselben Kategorie werden jetzt für 1,818 Euro/kg LG verkauft, nach 1,900 Euro/kg LG vor zwei Wochen.

EU-Durchschnittspreis gestiegen

Auf europäischer Ebene ging der Durchschnittspreis in die Aufwärtsbewegung über. In der Woche zum 16. November wurden Schlachtschweine der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten nach Angaben der EU-Kommission für 172,74 Euro/100 kg SG gehandelt. Das entsprach einer Steigerung um 0,7% gegenüber der Vorwoche. Das Vorjahresniveau wurde um 10,2% verfehlt.

Der mit 10,5% bei Weitem größte Preisaufschlag wurde von Dänemark gemeldet. Hier hatte es bereits in den Wochen zuvor stark differierende Preise gegeben. In der Slowakei ging der Preis um 1,1% nach oben, in Schweden um 0,7%. Die mit 2,6% größte Preisrücknahme gab es in Kroatien, gefolgt von Rumänien mit 1,7% und Litauen mit 1,4%. In Polen, Österreich und den Niederlanden sowie Frankreich und Deutschland blieben die Preise jeweils weitgehend unverändert. AgE