Zum Hauptinhalt springen
Login
Login

"Extrem besorgniserregende" Lage

Der Preisverfall auf dem weltweiten Zuckermarkt setzt europäische Erzeuger und Verarbeiter zunehmend unter Druck. Innerhalb der Branche wird von einer „extrem besorgniserregenden“ Situation gesprochen, mehrere Zuckerfabriken hätten bereits schließen müssen oder stünden vor dem Aus. Die Südzucker AG rechnet mit einem langfristig angespannten Marktumfeld. Europäische Zuckererzeuger und -verarbeiter appellieren nun an die EU, in den Markt einzugreifen.

Einer der Gründe für die Preiskrise ist eine erhöhte globale Produktion, insbesondere in Brasilien, Indien und Thailand. Im jüngsten Zuckermarktbericht des agrardiplomatischen Dienstes (FAS) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) wird die weltweite Zuckerproduktion für das Wirtschaftsjahr 2025/26 auf 189,3 Mio. Tonnen veranschlagt. Im Vorjahresvergleich wäre das ein Zuwachs von 8,3 Mio. Tonnen.

Laut dem FAS-Report überkompensiert die höhere Produktion in Brasilien und Indien eine wiederum gesunkene Erzeugung in der Europäischen Union.

EU-Produktion schrumpft um 5%

Konkret erwarten die Analysten in Washington eine um 5% niedrigeren Zuckerproduktion in der EU. Für 2025/26 ist demnach nur noch mit 15,5 Mio. Tonnen zu rechnen, maßgeblich wegen einer um 8% schrumpfenden Anbaufläche in den wichtigsten Erzeugerländern, darunter Frankreich und Deutschland. Der Verbrauch und die Endbestände für die EU sollen dabei weitgehend unverändert bleiben; Importe würden damit entsprechend zulegen und Exporte sinken.

Die brasilianische Zuckerproduktion soll im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 700.000 Tonnen auf 44,4 Mio. Tonnen steigen. Auch in Indien wird eine deutliche Ausweitung der Produktion erwartet: Dort soll die Zuckererzeugung laut FAS um 26% auf 35,3 Mio. Tonnen zulegen. In Thailand fällt das Wachstum hingegen moderater aus. In dem südostasiatischen Land wird die Produktion voraussichtlich um 2% auf 10,3 Mio. Tonnen zulegen.

"Untragbares" Preisniveau

Von einer "exzessiven Produktion" in Brasilien, Indien und Thailand sprachen die Vereinigung der europäischen Rübenanbauer (CIBE) und der Verband der Europäischen Zuckerindustrie (CEFS) in einem gemeinsamen Statement. "Die durchschnittlichen Zuckerpreise in Europa sind seit ihrem Höchststand im Dezember 2023 um 38% gefallen und haben ein untragbares Niveau erreicht", heißt es darin.

Infolge des Preisverfalls hätten allein in diesem Jahr fünf Zuckerfabriken schließen müssen, warnen die Verbände. Auch ist die Anbaufläche in der EU im Wirtschaftsjahr 2025/26 laut den Erhebungen von CIBE und CEFS um 11% verkleinert worden; wegen günstiger Anbaubedingungen wird zumindest die erwartete Zuckerproduktion nicht ganz so stark einbrechen.

Die Verbände fordern die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, den Import von Rohzucker über die als "Inward Processing Procedure" (IPP) bekannte Zollregelung unverzüglich zu stoppen. Diese Sonderregelung erlaubt es, Zucker zollfrei zur Verarbeitung in die EU zu bringen. Zudem müsse über weitere preisstabilisierende Maßnahmen, etwa mittels der Gemeinsamen Marktorganisation, geredet werden.

Südzucker rechnet mit "herausforderndem Markt"

Die Südzucker AG geht derweil in einer ersten Prognose für das Geschäftsjahr 2026/27, das am 1. März 2026 startet, von einem leichten Rückgang des Konzernumsatzes aus. Wie das Unternehmen kürzlich mitteilte, wird das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer im Vergleich zum laufenden Geschäftsjahr 2025/26 "moderat gesteigerten Bandbreite" zwischen 480 und 680 Mio. Euro gesehen.

Der Prognose für 2026/27 liegt laut Südzucker die Annahme zugrunde, dass der Zuckermarkt weiterhin sehr "herausfordernd bleibt und keine signifikante Ergebniserholung im Segment Zucker erwartet wird". Die geopolitische Lage mache es zudem schwierig, den Geschäftsverlauf präzise zu prognostizieren. AgE