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Geteiltes Echo der Bauernverbände

Die Strategie der Europäischen Kommission zur Förderung junger Landwirte hat bei Branchenorganisationen ein geteiltes Echo hervorgerufen. Viele Bauernverbände zeigen sich vorsichtig optimistisch, es gibt aber auch deutliche Kritik.

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) begrüßen zwar einige positive Elemente. Genannt wird die Förderung von Frauen in der Landwirtschaft, die Anerkennung der Schlüsselrolle der Agrargenossenschaften bei der Unterstützung junger Landwirte sowie die in Aussicht gestellte EU-Beobachtungsstelle für landwirtschaftliche Flächen.

Allerdings mangelt es laut den beiden Dachverbänden an Strategien, um die wirtschaftlichen Herausforderungen wirksam anzugehen. Zuallererst müsse das niedrige Einkommensniveau im Sektor angegangen werden. Schließlich könne ein Generationswechsel nur gelingen, wenn jungen Menschen ein angemessenes Einkommen geboten werde, das mit anderen Wirtschaftssektoren vergleichbar sei.

Mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie

Ähnlich äußerte sich die Generalsekretärin des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Stefanie Sabet. Auch sie begrüßt grundsätzlich die Initiative der EU-Kommission zum Generationenwechsel in der Landwirtschaft. Das angedachte "Starter-Paket" ist für die Generalsekretärin "ein sinnvoller Schritt". Allerdings fordert auch sie mehr Maßnahmen, um junge Unternehmer für die Landwirtschaft zu gewinnen. "Echte und langfristige Zukunftsaussichten entstehen nicht nur mit zusätzlichem Geld, sondern brauchen ebenso Planungssicherheit, weniger Bürokratie, attraktive Marktchancen und Motivation für die Landwirtschaft."

Nicht ausreichend ist für Sabet beispielsweise das avisierte Budget für die kommende Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Für eine erfolgreiche Hofnachfolge und Existenzgründung braucht es laut der DBV-Generalsekretärin wirksame Anreize: "Dazu zählen nicht nur eine gestärkte Junglandwirteprämie in der GAP, sondern auch eine bundesweite Niederlassungsbeihilfe als Grundförderung mit tragfähigem Betriebskonzept."

Lediglich schöne Worte

Auch der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) begrüßt den Vorstoß. Allerdings wird beklagt, dass die 6% Budgetempfehlungen der EU-Kommission lediglich "schöne Worte" seien. Ohne verbindliche Vorgaben drohe die gesamte Strategie ins Leere zu laufen. Trotzdem gab sich die stellvertretende BDL-Bundesvorsitzende Anne-Kathrin Meister "vorsichtig optimistisch". "Die Strategie scheint vielversprechend, denn sie adressiert nahezu alle zentralen Hürden, denen Junglandwirtinnen und Junglandwirte beim Aufbau ihres Betriebes begegnen." Hier nennt sie Probleme bei der Hofübernahme, fehlenden Zugang zu Land sowie erschwerten Zugang zu Krediten.

Nicht ausreichend gewürdigt fühlen sich die Junglandwirte im Organics Europe Youth Network, einer Untergliederung der EU-Gruppe der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM Organics Europe).  Deren Koordinatorin Helene Schmutzler unterstreicht den hohen Anteil an Junglandwirten im Biosektor. Laut Schmutzler sind 21% der Biobauern unter 40 Jahre alt; damit sei der Anteil rund doppelt so hoch wie in der konventionellen Landwirtschaft. "Für uns in der jungen Bio-Bewegung ist es zutiefst enttäuschend, dass die Strategie zur Generationserneuerung die entscheidende Rolle junger Biobauern übersieht und keine konkreten Instrumente zur Unterstützung des Wachstums des ökologischen Landbaus in Europa bereitstellt."

Existenzgründungsprämien fördern gute Ideen

Derweil begrüßt die Leiterin der Fachgruppe Jugend des Bundesverbandes der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Theresa Lehr, den Vorschlag für Existenzgründungsprämien. Diese förderten gute Ideen und tragfähige Konzepte, statt die reine Bewirtschaftung von Fläche. Das könne ganz konkret die Innovationskraft der Landwirtschaft insgesamt erhöhen und sie damit zukunftsfester machen. Lehr sieht aber auch wichtige Vorteile für junge Menschen, die sich eine Existenz in der Landwirtschaft aufbauen möchten: "Wenn Existenzgründungsprämien gut gemacht werden, können sie Junglandwirten und Junglandwirtinnen, die einen Betrieb gründen wollen, am Kapitalmarkt als Eigenkapital dienen. Sie erhöhen damit deren Kreditwürdigkeit und erleichtern ihnen den Zugang zu weiterem Kapital".

Lob von Konservativen und Liberalen

Aus der Politik kamen zumindest aus den konservativen und liberalen Parteien durchweg positive Worte. Der CDU-Politiker und stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament, Norbert Lins, unterstrich die Bedeutung junger Menschen für die Zukunft der Landwirtschaft. Daher sei es gut, dass die Kommission den strategischen Wandel nun anstoße.

Der CSU-Agrarpolitiker Stefan Köhler begrüßt das Ziel der Strategie, den Anteil der Landwirte unter 40 Jahren bis 2040 zu verdoppeln. Mit der Strategie werde ein klares Signal gesetzt, um junge Menschen wirksam bei der Hofübernahme zu unterstützen. Wer einen Hof übernehmen wolle, brauche Planungssicherheit, Zugang zu Land und Kapital und keine Flut an Anträgen, Dokumentationspflichten und ständig wechselnden Vorgaben.

Für Christine Singer, Europaabgeordnete der Freien Wähler und Mitglied der liberalen Fraktion Renew Europe (RE), ist die Strategie der Kommission ein wichtiges Signal und ein Schritt in die richtige Richtung: "Ohne junge Menschen hat die Landwirtschaft keine Zukunft. Gut, dass die Kommission das endlich klar benennt und die Förderung für Junglandwirte stärken will." AgE