Grenzstandorte stopfen die Lücke
Aufgrund der politisch forcierten Extensivierung in Europa muss immer mehr Getreide auf Grenzstandorten im Rest der Welt produziert werden, um die Menschen mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen. Auf diesen Zusammenhang hat Ludwig Striewe von der BAT Agrar GmbH & Co. KG beim Getreidehandelstag am Dienstag (13.5.) auf der Burg Warberg hingewiesen. "Die Weltbevölkerung wächst jährlich um rund 80 Millionen Menschen. Gleichzeitig wird Europa seiner Verpflichtung zur Ernährungssicherung nicht mehr gerecht", kritisierte der BAT-Geschäftsführer. Gerade Deutschland beraube sich durch immer schärfere Restriktionen bei Düngung und Pflanzenschutz selbst der Möglichkeiten, die es als Gunststandort für die Getreideproduktion eigentlich hätte.
Weizenbestände auf eigentlich guten Standorten könnten aufgrund düngerechtlicher Vorgaben mittlerweile nicht mehr ausgedüngt werden, berichtete Striewe. Dadurch könnten viele Sorten ihr Ertragspotenzial nicht mehr ausschöpfen. Gleichzeitig würden mangels ausreichender N-Versorgung die Proteinwerte immer weiter sinken, zuletzt bei der Ernte 2024 auf nur noch 11,6 % im Schnitt aller Sortimente.
Während Deutschland mangels Menge und Qualität zunehmend seine Funktion als Weizenexporteur verliere, stopften andere Länder diese Lücke, so der Marktexperte. "Im laufenden Wirtschaftsjahr hat ein Grenzstandort wie Kasachstan der Welt die Bilanz mit seinen 18 Mio. Tonnen Weizen gerettet." Dieser Weizen müsse dann noch über Tausende Kilometer aus Zentralkasachstan ans Schwarze Meer oder sogar bis zur Ostsee gefahren werden, nur weil wir diesen Weizen nicht mehr produzierten, kritisierte der BAT-Geschäftsführer: "Das kann nicht richtig sein". AgE