Düngemittelnachfrage weiter schwach

Der IVA macht dafür die anhaltende Unsicherheit unter den Landwirten und den regulatorischen Rahmen verantwortlich.

Noch hat sich die Nachfrage nach Düngemitteln in Deutschland nicht erholt. Wie der Industrieverband Agrar (IVA) in seinem aktuellen Jahresbericht zum Düngemittelmarkt feststellt, sind zwar die Preise - verglichen mit dem Frühjahr 2022 - deutlich gesunken; trotzdem hat sich die Nachfrage durch die Landwirtschaft weiter abgeschwächt. Als Gründe sieht der IVA die anhaltende Unsicherheit unter den Landwirten sowie die regulatorischen Vorgaben. Der Verband beziffert den Stickstoffdüngerabsatz im Zeitraum Juli 2023 bis Februar 2024 auf 637.100 Tonnen, was im Vergleich zur Vorjahresperiode eine Abnahme um 30.500 Tonnen oder 4,6% bedeutet.

Im Düngerjahr 2022/23 hatte sich dem IVA zufolge noch die "teure Vollbremsung" aus dem Vorjahr niedergeschlagen. Die Nachfrage nach Stickstoff ging gegenüber 2021/22 um 5,7% auf 1,034 Mio. Tonnen zurück. Die Preise pro Tonne lagen dabei mit durchschnittlich 2.093 Euro um 2,1% niedriger, aber auf weiter hohem Niveau.

Die in den Markt gebrachte Kalimenge verringerte sich erneut kräftig, und zwar um 21,9% auf 239.000 Tonnen. Maßgeblich dafür dürfte der Preissprung für Kali um 48,9% auf 1.506 Euro/t im Mittel gewesen sein. Die Preise für Phosphat zogen 2022/23 ebenfalls deutlich an, nämlich um 27,8% auf durchschnittlich 1.695 Euro/t. Dennoch legte der Absatz hier leicht um 2.000 auf 116.000 Tonnen zu. Der Verkauf von Kalkdünger nahm bei etwas höheren Preisen von im Mittel 90,6 Euro/t um 2,0% auf 2,694 Mio. Tonnen ab.

Der IVA weist darauf hin, dass aufgrund der Abhängigkeit von russischen Gasimporten die Ammoniaksynthese hierzulande im Verlauf des Düngerjahres 2022/23 zunehmend infrage gestellt und teilweise komplett eingestellt worden sei. Dies habe sich entsprechend auf die Preise für die Düngemittel ausgewirkt. Von den höheren Preisen für Kali- und Phosphatdünger konnten die deutschen Produzenten dem IVA zufolge nur begrenzt profitieren, da günstig erzeugte Importe weiter stark zunahmen. Auch wenn sich die Preise für Strom und Gas mittlerweile etwas entspannt haben, sieht sich die Branche weiterhin Wettbewerbsnachteilen gegenüber anderen Weltregionen mit besserem Zugang zu günstiger Energie ausgesetzt.

Vermehrt Mineraldünger substituiert

Zur Entwicklung in Europa stellt der IVA fest, dass 2021/22 die Mischung aus verbreiteter Trockenheit und hohen Düngerpreisen trotz einer Zunahme des Preises für Agrarrohstoffe zu einer satten Reduzierung der Absatzmenge geführt habe. Bei verbreitet ähnlichen Witterungsbedingungen habe sich dieser Trend - wenn auch abgeschwächt - im Düngerjahr 2022/23 fortgesetzt. Die abgesetzte Stickstoffmenge sank laut IVA im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 8,64 Mio. Tonnen. Die Landwirte hätten dabei vor allem im Grasland deutlich weniger Stickstoff eingesetzt, und zwar 21 Kilogramm pro Hektar im Vergleich zu 24 Kilogramm im Vorjahr. Im Ackerbau sei hingegen nur ein Rückgang von 3,3% verzeichnet worden.

Eine ähnliche Tendenz war dem IVA zufolge auch für Phosphat und Kali zu erkennen. Dies sei insofern bemerkenswert, da zwar die Trockenheit zu einer leichten Reduktion der Erntemenge geführt habe, zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Düngung jedoch grundsätzlich gute Bedingungen geherrscht hätten. Zurückzuführen sei die Entwicklung auf eine höhere Nährstoffeffizienz im Ackerbau und eine weitere Extensivierung im Grünland.

Insbesondere in Deutschland weisen die Zahlen nach Angaben des Verbandes darauf hin, dass Landwirte ihren mineralischen Dünger vermehrt durch organischen ersetzt haben und eine höhere Nährstoffeffizienz erreicht wurde. Dies gelte insbesondere für den Einsatz von Stickstoff. Niedrigere Proteinerträge sprächen allerdings auch für eine niedrigere Qualität der Erzeugnisse, gibt der IVA zu bedenken. AgE